Donnerstag, 26. Oktober 2017

Lindsey Lee Johnson - Der gefährlichste Ort der Welt

Rückentext: Sie fühlte sich wach, durchdrang den Nebel ihrer Schuldgefühle, zum ersten Mal blickte sie tief ins Innere des Geschehens.

Mill Valley, das paradiesische Städtchen in der Bucht von San Francisco. Inbegriff von Wohlstand und Sorglosigkeit, wird bei Lindsey Lee Johnson zur Falle. Feinfühlig und dabei scharf beobachtend gibt Johnson dem verzweifelten Tristan, der kalten Calista, dem sanften Dave und all den anderen der Clique eine Stimme. Sie leuchtet "den gefährlichsten Ort der Welt" aus und entlarvt den amerikanischen Traum als die Illusion einer Gesellschaft, die ihrer inneren Leere zu entkommen sucht.

Zusammenfassung: Calista wird zu ihrer Lehrerin gerufen und trifft hier im Klassenraum auf Tristan. Sie geht auf ihn zu und sieht, dass er Origami Kraniche faltet, und zwar aus normalen Papier, aus Kaugummipapier - aus allem. Er schenkt ihr einen silbernen Kranich und einen Tag später findet sie einen Liebesbrief von Tristan in ihrem Spind.

Überfordert mit der Situation, und unfähig Emotionen zu zeigen geht sie damit zu ihrer besten Freundin. Die Kette wird losgetreten, als sie den Brief den Highschoolschwarm gibt, und dieser ihn auf Facebook postet...

Sofort nach dem Posten geht dass Cybermobbing auf brutalste Art auf Tristans Pinnwand los. Die Teenager scheinen sich in Brutalität und Gemeinheit übertreffen zu wollen. Und während Calista tatenlos dabei zu sieht, merkt der Junge dass sie nicht so ist wie er. Dass sie ihn nicht einmal mag.

Und einen Tag später, fährt er mit seinem Fahrrad zur Golden Gate Bridge und steigt über die Brüstung...

Ein paar Jahre später lernen wir die Beteiligten und ihre Leben kennen. Mittlerweile planen sie alle ihre weiteren Werdegänge und schnell wird klar, in Mill Valley ist mehr Schein als Sein..

Callista hat ihren Lebensstil komplett geändert und sich einer Art New-Hippie Szene an ihrer Schule angeschlossen. Dave wird den Anforderungen seiner Eltern nicht gerecht, obwohl er ein guter Schüler ist. Er soll das Leben führen, dass seine Eltern für ihn geplant haben, also entschließt er sich bei einem Einstufungstest zu Betrügen...

Nach und nach erfährt man die einzelnen Schicksale der Teenager und warum sie handeln, wie sie eben handeln. Einige Entscheidungen kann man recht gut nachvollziehen, andere sind so schwerwiegend dass man sich nur fragt "Warum?". 

Bis eines Tages eine angehende Tänzerin bei einem Unfall durch Trunkenheit und Drogenkonsum schwer verletzt wird...

Meine Meinung: "Der gefährlichste Ort der Welt" ist ein Buch, das man nicht einfach lesen kann. Durch den Fakt, dass man die Menschen kennenlernt nimmt man an ihrem Schicksalen teil. Und die sind streckenweise wirklich nicht leicht wegzustecken.

Wie der Titel vermuten lässt, ist in Mill Valley nicht alles nur eitler Sonnenschein. Dafür sind die Bewohner alle Blender. Sie setzten sich nicht mit den Problemen ihrer Kinder auseinander, sondern wollen sie in ein Gesellschaftsbild zwängen, aus dem es nur eine Möglichkeit gibt zu entrinnen. Flucht. Und mit Tristans Schicksal gehen auch alle anders um, doch es schwebt wie eine dunkle Wolke über den Kids.

Die Autorin spiegelt in ihrem Roman sehr aktuelle Themen wieder, Mobbing, Cybermobbing - aktueller und gefährlicher denn je. Falsche Versprechen, zerbrochene Träume, Drogen, Betrug, die Flucht aus dem Zwang, den die Eltern vorgeben und vor allem Eines: Einsamkeit.

Mobbing und Cybermobbing sind und waren immer schon gefährlich. Vor ein paar Jahren war es Mobbing alleine, jetzt werden die "Kriege" auch im Netz ausgetragen. Und Leidtragende sind immer die Opfer. Denn immer noch die Wenigsten suchen sich Hilfe.

Das Cover ist schön in hellblau-grün gehalten, man sieht angedeutete Wellen und den Schatten einer Palme. Im Wasser scheint ein Junge zu schwimmen, doch vor diesem Hintergrund kann man das Cover auch anders deuten.



Fazit: 4 von 5 Pfötchen.

Ich danke für das Rezensionsexemplar.

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