Freitag, 26. Mai 2017

Ruth Hogan - Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge

Rückentext: Wir warten alle darauf gefunden zu werden....

Auch Anthony Peardew, der auf seinen Streifzügen durch die Stadt Verlorenes aufsammelt. Jeden Gegenstand bewahrt er sorgfältig zu Hause auf. Er hofft, so ein vor langer Zeit gegebenes Versprechen einlösen zu können. Doch ihm läuft die Zeit davon. Laura übernimmt sein Erbe, ohne zu ahnen, auf welch große Aufgabe sie sich einlässt. Überrascht erkennt sie, welche Welt sich ihr in Anthonys Haus eröffnet.

Zusammenfassung: Anthony Peardew sammelt und archiviert Dinge, die er irgendwo aufliest. Was zunächst nach einer seltsamen Sammelleidenschaft aussieht, hat einen traurigen Hintergrund: am Tag, als seine Frau Therese starb, verlor er ein Medallion, welches sie ihm als Dank für den angelegten Rosengarten schenkte...

Als Wiedergutmachung, sammelt er Dinge, die andere Menschen verloren haben. Er versieht sie mit Etiketten, dem Datum und Fundort. Aber mehr noch, er schreibt den Gegenständen Geschichten zu, wie sie verloren gingen.

Seine Assistentin Laura ist die gute Seele des Hauses. Sie bearbeitet die Post, hält alles in Ordnung und nimmt den älteren Herrn einfach so wie er ist.

Doch Anthony hat nicht mehr viel Zeit, denn der Arm des Todes streckt sich immer weiter nach ihm aus. Er verschweigt Laura allerdings, dass er bald sterben wird. Und so regelt er die Dinge, die ihm wichtig sind. Er hinterlässt Laura sein Haus mit allen Gegenständen und einem rührenden Brief. In diesem bittet er sie, glücklich zu werden und die verlorenen Dinge den ursprünglichen Besitzern wieder zurück zu bringen. Denn vielleicht lässt sich so ein gebrochenes Herz heilen...

Laura ist eine geschiedene Frau und lebt in einer kargen Wohnung. Sie ist einsam und unglücklich, und ihr Lebensinhalt spielt sich bei Mr. Peardew ab. Umso trauriger ist sie, als der alte Mann stirbt - sie findet ihn am nächsten Morgen im Garten. Zwar plagte Laura das Gefühl, dass etwas mit ihm nicht stimmt, aber dass ist dann doch natürlich ein Schock. Sie staunt nicht schlecht, als Anthony's Anwalt ihr eröffnet, dass ihr nun das Haus gehört. Mit allen Gegenständen und der damit verbundenen Bitte bzw. Aufgabe des Sammlers...

Sunshine ist ein 19-jähriges Mädchen mit Down-Syndrom. Sie hat keine Freunde und verbringt ihre Zeit meistens auf einer Bank gegenüber des Hauses. Am Tag von Mr. Peardews Beerdigung klingelt sie bei Laura und stellt sich als ihre neue Freundin vor. Laura ist davon allerdings wenig begeistert, doch Sunshine hat einen störrischen Willen und ist fest entschlossen ihre Freundin zu werden....

Und dann gibt es noch Freddy, den Gärtner. Er ist immer auf Distanz zu Laura, doch ihr Herz schlägt schon länger für ihn. Jedoch hat sie keinen Mut, ihm das mitzuteilen. Und erst als Sunshine in Lauras Leben tritt, kommt zaghaft und langsam Bewegung in Freddy und Laura. Denn eigentlich hat Freddy eine Freundin...

Der zweite Handlungsstrang spielt sich zwischen dem hundevernarrten Verleger "Bomber" und seiner neuen Assistentin Eunice ab. Der Leser begleitet die beiden von den späten 70'ern bis in die 2000'er. Man erfährt etwas über die besondere Beziehung der beiden, lernt seine nervige und egozentrische Schwester Portia kennen und seine Eltern.

Auch Douglas und Baby Jane, die Hunde der beiden kommen nicht zu kurz. Doch obwohl Gefühle auf beiden Seiten sind, kommt es nicht zum Entschluss eine Ehe einzugehen. Und dann schwebt ein dunkler Schatten über Eunice und "Bomber", als sein Vater schwer an Demenz erkrankt, denn auch der Verleger schwebt in Gefahr, dass die Krankheit bei ihm durchkommt, wenn er älter wird...

Meine Meinung: Viele kleine Geschichten in einer großen Geschichte. Der Roman beginnt damit, dass ein Mann ohne Fahrschein im Zug fährt. Etwas später stellt sich heraus, dass dieser Mann eingeäschert wurde, und seine Asche in einer Keksdose steckt. Mr. Peardew findet die Dose und nimmt sie mit nach Hause.

Hier entdeckt er auch, dass eben keine Kekse in der Dose sind, sondern die Asche eines Verstorbenen. Wie er so ist, schreibt er die Bezeichnung, Datum und Fundort auf ein Etikett und stellt die Dose in den Schrank.

Was anfangs etwas seltsam erscheint, macht zum Ende hin Sinn. Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge ist ein Buch über Hoffnung, Liebe und über dass Gefundenwerden.

Mir sind alle Charaktere - bis auf Bomber's Schwester Portia - sehr ans Herz gewachsen, und ich fand es wirklich schade, als ich den letzten Satz gelesen hatte. Ich habe jeden Satz regelrecht verschlungen. Die Kurzgeschichten zu den Gegenständen sind sehr liebevoll, aber auch teilweise sehr traurig. Generell ist der Roman auf der einen Seite traurig, aber andererseits auch wieder voller Hoffnung.

Ich fand es auch toll zu sehen, wie sich Laura im Laufe des Buches entwickelt - und sich der scheinbar unlösbaren Aufgabe stellt, die Gegenstände ihren Besitzern zurückzugeben. Freddy  - anfangs distanziert und zurückhaltend - fand ich zu Beginn "neutral"; ich mochte ihn nicht, aber ich fand ihn auch nicht unsympathisch.

Die Liebe zwischen Anthony Peardew und seiner Frau Therese ging über den Tod hinaus, und Therese's Geist weist Laura, Sunshine und Freddy später den Weg in die richtige Richtung.

Aber es ist keine Geistergeschichte, man muss sich zwar auf ein bisschen Unerklärliches einlassen können, aber dafür sind Bücher ja auch da.

"Bomber" und Eunice fand ich auch sehr sympathisch. Sie sind beide begeisterte Filmfans und werfen mit Filmzitaten um sich. Er ist Verleger, sie seine Assistentin, und langsam aber sicher entwickeln sich Gefühle zwischen ihnen. Nicht zuletzt auch wegen dem Hund Douglas und nachher der Hündin Baby Jane. Portia, die Möchtegernautorin Schwester empfand ich als arrogant, egozentrisch und extrem unsympathisch. 

Das Cover ist grün, mit einer antiken Taschenuhr, der Schriftzug weiß und umrahmt die Uhr. Der Name der Autorin ist - wie der Einband unter dem Schutzumschlag - in violett gehalten, genauso wie dass Lesebändchen.

Ich könnte jetzt noch mehr schreiben... aber ich glaube es würde den Rahmen sprengen.

Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge. Ein wundervolles Buch. Von der ersten bis zur letzten Seite voller Magie und Zauber!

Fazit: 5 vom 5 Pfötchen und eines meiner Jahreshighlights.


Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar

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